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Mancala

Mancala (von arab.: "naqalah" = bewegen) ist der wissenschaftliche Oberbegriff für bestimmte Spiele, die, meist von zwei Personen, vor allem in Afrika und Asien gespielt werden. Charakteristisch ist, dass bei ihnen Spielstücke, die in Mulden liegen, umverteilt werden. Im englischen Sprachraum heißen diese Art Spiele auch "Pit and Pebble Games" (dt.: "Gruben-und-Kieselstein-Spiele") oder "Count and Capture Games" (dt.: "Zählen-und-Fangen-Spiele"). In Deutschland werden sie traditionell als Bohnenspiele bezeichnet.

Die Gattungsbezeichnung Mancala (auch Manqala, Mankala) wurde von dem amerikanischen Ethnologen Stewart Culin geprägt, der 1894 einen wissenschaftlichen Aufsatz über die weltweite Verbreitung dieser Spiele verfasste. Der Name leitet sich von dem ägyptischen Mancala-Spiel ab, das erstmals von dem Engländer E. W. Lane 1843 beschrieben wurde. Dieses Spiel wurde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in vielen Kairoer Cafés gespielt.


Historisches

Der Ursprung der Mancala-Spiele liegt im Dunkel der Geschichte verborgen. Die ältesten Spielbretter (6.-8. Jahrhundert n. Chr.) wurden im Nordwesten Äthiopiens, in Matara und Yeha, gefunden. Das Spiel selbst wurde erstmals im Kitab al-Aghani (Buch der Lieder) erwähnt, das im 10. Jahrhundert von Ali Abul al-Faraj von Isfahan geschrieben wurde. Ob ältere Muldenreihen (in der Archäologie "cup marks" genannt), die z.B. in Ägypten, Sri Lanka und Zypern gefunden wurden, Spielebretter sind, ist nicht bekannt. Selbst wenn diese Mulden zum Spielen dienten, weiß man nicht, was darauf tatsächlich gespielt wurde. Auch ist die Datierung solcher Funde äußerst problematisch, da es Hinweise gibt, dass manche Muldenreihen viel später als die Bauwerke entstanden, auf denen sie sich befinden. Trotzdem wird immer wieder von Laien und Spieleproduzenten behauptet, dass Mancala das älteste Spiel der Welt sei, "5000 Jahre alt".

Mit dem Sklavenhandel kamen westafrikanische Mancala-Varianten um 1640 nach Westindien(außer Kuba, Puerto Rico, den Bahamas), den USA (Louisiana) und Teilen Südamerikas. Durch die Ausbreitung des Islam gelangen diese Spiele auch nach Zentralasien, Indien, die Malediven, Südchina, Südthailand, Malaysia und Indonesien. Von dort verbreiteten sie sich schließlich nach Sri Lanka, auf die Philippinen und die Marianen.

In Europa sind traditionelle Mancala-Varianten im baltischen Raum, in den nördlichen Provinzen des früheren Ostdeutschlands (Pommern bis Ostpreußen), in Bosnien und auf der griechischen Kykladeninsel Hydra beschrieben worden. Im Schloss Weikersheim, Baden-Württemberg, stehen zwei Mancala-Tische aus dem frühen 18. Jahrhundert.


Namen und Varianten

Der englische Brettspielforscher Harold James Ruthven Murray (1868-1955) hat über 200 traditionelle Mancala-Varianten gelistet. Oftmals wechseln die Bezeichnungen innerhalb von nur wenigen Kilometern. Inzwischen gibt es auch über 60 moderne Varianten, von denen die meisten erst in den letzten 50 Jahren erfunden wurden. Insgesamt existieren vermutlich weit über 1000 unterschiedliche Spiele.

Die meisten Mancala-Spiele haben zwei, drei oder vier parallele Reihen, die aus je einer (Nano-Wari) bis 50 Mulden (En Gehé) bestehen. Bei manchen Varianten gibt es auch je eine große Mulde an den beiden Enden, in denen die geschlagenen Steine gesammelt werden. In China (Provinz Yunnan) existiert aber auch eine fünfreihige Variante (Laomuzhuqi) und auf Madagaskar sogar ein sechsreihiges Spiel (Katro). Außerdem sind in den USA und Deutschland mehrere einreihige Mancala-Spiele erfunden worden (Atomic Wari, Sowing, 55Stones, Progressive Mancala).

Bei den meisten Mancala-Varianten geht es darum, den Gegner zugunfähig zu machen, indem man seine Spielsteine oder, bei einigen wenigen Varianten, seine Mulden fängt. Es gibt auch Spiele, bei denen der Spieler gewinnt, der als erster nicht mehr ziehen kann. Manchmal soll auch eine bestimmte Stellung auf dem Brett erreicht werden.


Kulturelle Besonderheiten

Viele Mancala-Bretter sind kunstvoll aus Holz geschnitzt und schmücken heute in der ganzen Welt die Ausstellungen ethnologischer Museen. Kinder oder nomadisierende Viehhirten graben aber oft auch nur die Mulden in den Boden. Als Spielstücke verwendet man Samen (insbesondere die der Molukkenbohne Caesalpinia bonduc), Muscheln, Kotballen (von Kamelen, Ziegen, Schafen) oder Kieselsteine. In Ghana wird erzählt, dass Ntim Gyakari (1695-1701), der König von Denkyira, goldene Spielsteine benutzte, als er bei einer Partie Oware ermordet wurde. Seitdem heißt es in Westafrika, dass goldene Steine Unglück bringen.

Die symbolischen Bedeutungen der traditionellen Mancala-Spiele sind vielfältig. Oft stehen sie in Verbindung mit dem Wunsch nach "Fruchtbarkeit", je nach gesellschaftlichem Hintergrund z.B. mit der Schwangerschaft von Frauen und Kühen, dem Stehlen von Rindern, dem Fangen von Fischen, dem Regenkult, dem Zyklus von Säen und Ernten, dem Erwerb von Wohlstand durch Handel.

Die 12 Mulden, die viele Varianten haben, werden in manchen Gebieten als die 12 Monate oder als die 12 Tierkreiszeichen gedeutet.

An der Elfenbeinküste, wo es Awele heißt, wurde das Spiel nur tagsüber gespielt. Nachts ließ man es draußen stehen, damit die Götter weiterspielen konnten. In Surinam spielen die Hinterbliebenen eines Toten das dort Awari genannte Spiel vor dem Begräbnis, um den Verstorbenen zu erfreuen. Man glaubte dort, dass nachts die Yorkas, die Geister der Toten, kämen, um mitzuspielen und die Seelen der Lebenden ins Schattenreich zu entführen.

In vielen Gebieten Afrikas und der Karibik dürfen es nur Männer spielen. In Südasien ist es dagegen meist ein Spiel von Frauen und Kindern. In Zentralasien war es ursprünglich ein Männerspiel, doch erlangte insbesondere Togus Kumalak schon zu Sowjetzeiten in den dortigen Republiken den Status eines Nationalsports, der auch von vielen Frauen ausgeübt wird.

(Quelle: www.wikipedia.de)