Liebesgedichte



Die Liebe


Die Liebe hemmet nichts; sie kennt nicht Tür noch Riegel
Und dringt durch alles sich;
Sie ist ohn' Anbeginn, schlug ewig ihre Flügel
Und schlägt sie ewiglich.

Matthias Claudius



Die Heimkehr


Wir fuhren allein im dunkeln
Postwagen die ganze Nacht;
Wir ruhten einander am Herzen,
Wir haben gescherzt und gelacht.

Doch als es morgens tagte,
Mein Kind, wie staunten wir!
Denn zwischen uns sass Amor,
Der blinde Passagier.

Heinrich Heine



Ich habe versucht zu versuchen


Ich habe versucht zu versuchen,
während ich arbeiten muß,
an meine Arbeit zu denken,
und nicht an dich!
Und ich bin glücklich,
daß der Versuch nicht geglückt ist.

Erich Fried



Unbekannt


Ist es ein Falter?
Ein fallendes Blatt?
Ein schwebendes Staubkorn?
Nein. Es ist der Windhauch,
den die Geliebte um mich legt.
Der alles Schwere fortnimmt
und mich trägt.

Manfred Ach



Unbekannt


Glaubt der Baum im Monat Mai
Wenn die Blätter ihn umprangen,
Daß das Kleid ihm umgehangen
Nur für eine Spanne sei?

Ewig meint er es zu tragen,
So wie deine Liebe ich -
Wenn der Herbst vorüberstrich,
Steht er nackt in Wintertagen.

Ricarda Huch



Ich möchte dir ein wenig Ruhe schenken


Ich möchte dir ein Liebes schenken,
das dich mir zur Vertrauten macht:
aus meinem Tag ein Deingedenken
und einen Traum aus meiner Nacht.

Mir ist, daß wir uns selig fänden
und daß du dann wie ein Geschmeid
mir löstest aus den müden Händen
die niebegehrte Zärtlichkeit.

Rainer Maria Rilke



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